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Flache Hierarchien, ein junges Team, viel Verantwortung und die Möglichkeit, ein aufstrebendes Unternehmen selbst mitzugestalten – das sind die typischen Assoziationen, die man mit dem Job in einem Start-up verbindet.

Gerade junge Arbeitnehmer empfinden Start-ups als attraktive Arbeitgeber, denn sie passen perfekt zum eigenen Lebensstil: jung, unabhängig, non-konform und stets zukunftsorientiert. Doch nicht selten schlagen anfängliche Begeisterung und Motivation in Skepsis und Nachlässigkeit um, denn gerade in kleinen, aufstrebenden Unternehmen sind prekäre Arbeitsverhältnisse und schlechte Entlohnung Realität.

Vom Praktikum zum befristeten Vertrag

Frisch gegründet, muss jede finanzielle Ausgabe gut überlegt sein – und damit zunächst in möglichst günstiges Personal investiert werden. Der Weg in ein Start-up beginnt deshalb für viele Arbeitgeber mit der Absolvierung eines Praktikums. Vom Online-Marketing- Manager über Mitarbeiter im Customer Service bis hin zum Accounting: Die Stellenausschreibungen in Start-ups betreffen nahezu alle Bereiche einer Firma. Liest man sich diese auf den einschlägigen Jobportalen einmal durch, lässt sich ein durchgängiges Muster erkennen: Die Firmen positionieren sich selbst als Marke.

Damit wird jeder, der für die Firma arbeitet, selbst zum Teil der Brand-Identity. Psychologisch gesehen erzeugt man dadurch maximale Identifikation mit dem Arbeitgeber. Identifikation wiederum ist das höchste Gut, was ein Arbeitnehmer seiner Firma schenken kann: Denn wer sich verbunden fühlt, kann sich schlechter trennen.

Identifikation ist das höchste Gut, was ein Arbeitnehmer seiner Firma schenken kann.
Identifikation ist das höchste Gut, was ein Arbeitnehmer seiner Firma schenken kann. Photo by Marius Ciocirlan on Unsplash

«Arbeiten in einem familiären Team», «rasante Aufstiegschancen», «Spaß und Leidenschaft» sind Formulierungen, die sich durch viele Jobangebote ziehen und für einen hohen Bewerberfluss dienen sollen. Getreu dem Motto «Work hard, party harder» wird auf «Feierabendbier», «Tischkicker» und «Teamevents» verwiesen, meist mit dem Hinweis auf «Übernahme in eine Festanstellung bei guter Arbeitsleistung». Tatsächlich werden viele der Stellen nach Ablauf der Probezeit wieder mit Praktikanten besetzt – und zwar nicht wegen schlechter Arbeitsleistung, sondern lediglich aufgrund finanzieller Aspekte.

Tischkicker, Feierabendbier und Wochenendschichten

In das Selbstbild junger Arbeitnehmer fügen sich diese Formulierungen wie fehlende Puzzleteile: Sie sind attraktive Versprechungen, die zahlreiche junge Menschen überzeugen und Nachteile wie prekäre Arbeitsverhältnisse oder schlechte Löhne erst einmal vergessen lassen.

Doch das Ganze lässt sich auch durchaus positiv lesen: Gerade in kleineren Start-ups bietet sich ein enormes Entwicklungspotenzial. Hier können Absolventen echte Unternehmensluft schnuppern und ein Gefühl dafür bekommen, was es heißt, ein «Business» zu führen. Schnell wird der Online Manager zum Vertriebsprofi, wenn die entsprechende Kollegin mal krank ist. Diese Flexibilität ermöglicht eine steile Lernkurve, die ihnen in «ausgereiften» Unternehmen eher verwehrt bleibt. Doch genau in dieser Flexibilität liegt das nächste Problem: Wenn nur wenige Mitarbeiter angestellt sind, muss jeder für jeden einspringen.

Überforderung im Startup-Unternehmen
Permanenten Überforderung im Start-up kann zu Burn-out und Entfremdung führen. Photo by Shane Rounce on Unsplash

Das birgt die Gefahr der permanenten Überforderung, denn da man auf niemanden verzichten kann, müssen alle ständig erreichbar sein. Zu allem Überfluss verschmelzen «work» und «life» angesichts der digitalen Entwicklung vollends: Mails und Nachrichten werden rund um die Uhr gecheckt und beantwortet. Nach ein, spätestens zwei Jahren, befinden sich viele der jungen, zunächst hochmotivierten Mitarbeiter an der Schwelle zu Burn-out und Entfremdung. Deshalb ist es umso wichtiger, auf eine gute Kommunikation zwischen Chef- und Mitarbeiteretage sowie auf eine Unternehmensphilosophie zu setzen, die echte Wertschätzung vermittelt.

Werte und Angebote, die ein Start-Up für Mitarbeiter attraktiv machen

Ebenso, wie es zahlreiche «Worst-Case-Szenarien» gibt, findet sich auf dem Markt auch eine Vielzahl an Start-ups, die es geschafft haben, kompetente und leistungsstarke Mitarbeiter zu finden und diese langfristig an sich zu binden. Auch dabei zeichnen sich immer wiederkehrende Erfolgsmuster ab.

Ganz oben auf der Liste steht die Übereinstimmung von Wunsch und Wirklichkeit. Karriereexperten benennen diesen Faktor als den wichtigsten überhaupt und ermutigen dazu, Stellenausschreibungen – gerade in jungen Unternehmen – so ehrlich wie möglich zu verfassen: keine leeren Versprechungen sondern möglichst exakte Beschreibungen von Anforderungen und Aufgaben. Wer Onlineprojekte managen soll, darf nicht für die Buchhaltung herhalten müssen.

Exakte Beschreibungen von Anforderungen und Aufgaben, sind im Start-up wichtig.
Exakte Beschreibungen von Anforderungen und Aufgaben sind im Start-up wichtig. Photo by rawpixel.com on Unsplash

Ein weiterer sehr relevanter Punkt ist Transparenz. Jeder Mitarbeiter, der in einem kleinen Unternehmen anfängt, sollte zumindest einen groben Einblick in den Finanzierungsplan haben. Dadurch werden Ziele und Erfolge sichtbar – und man weiß genau, ob und wann man mit der nächsten Gehaltserhöhung oder dem Aufstieg in eine andere Position rechnen kann.

Statt auf Benefits, die kurzweilig für «gute Stimmung» sorgen, sollte lieber auf ein nachhaltiges Konzept gesetzt werden. Hier bietet sich beispielsweise ein umfangreiches Programm zur Gesundheitsvorsorge an. Mit dem Konzept des «Health Clienting» werden Angebote gemacht, die exakt auf die Bedürfnisse einzelner Mitarbeiter abgestimmt sind und die sich jederzeit flexibel an neue Arbeitsprozesse und Herausforderungen anpassen lassen. So gut betreut, binden sich junge Arbeitnehmer gerne nachhaltig an ein kleines Unternehmen, das morgen schon ganz groß sein kann.

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